Studiengebühren in Deutschland - Was haltet ihr davon?

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Marove
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Studiengebühren in Deutschland - Was haltet ihr davon?

Beitrag von Marove »

Hey Leute,

die Aktion "Bundesweiter Bildungsstreik" bei StudiVZ hat mich dazu bewegt hier mal nach zu fragen wie ihr dazu steht. Ich bin ehrlichgesagt VOLL für Studiengebühren, auch wenn ich da wohl einer der wenigen sein werde. Ich Studier jetzt schon seit etwa 4 Jahren Maschinenbau und hab beides miterlebt. Mit und ohne Studiengebühren. Meiner Meinung nach ist das voll in Ordnung, zudem 500 (bzw. 600-650 Euro) Euro wirklich sehr sehr wenig. Überlegt euch mal was das in Amerika kostet. Die Studiengebühren hat man wieder drin, wenn man 1,5 Wochen (!!) bei Siemens Ferienarbeit macht. Zudem ist die Situation in der FH-Regensburg schon deutlich besser:
  • Längere Öffnungszeit der Bib
  • Nagelneue CIP-Pools
  • deutlich mehr Tutorien
  • Neue Gerätschaften und Maschinen
  • ...
In den USA kostet ein Semester 10000 Euro, da finde ich, dass 500 Euro in Deutschland kein Problem für niemanden sind. Was sagt ihr dazu?

Grüzi
Phil@FHR
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Re: Studiengebühren in Deutschlan - Was haltet ihr davon?

Beitrag von Phil@FHR »

Naja, ich seh das Ganze schon etwas anders. Der Vergleich mit Amerika hingt schon extrem. Für 10 000 € pro Semester studiert man dort wahrscheinlich an einer Eliteuni, zumindest jedenfalls an einer privaten Hochschule. An einer staatlichen Uni zahlt man deutlich weniger. Zudem ist es in Amerika üblich dass sich Eltern bereits ab der Geburt des Kindes auf diese finanzielle Belastung vorbereiten. Meine Eltern dagegen haben kein "College-Konto" eröffnet als ich zur Welt kam. Und mit 1,5 Wochen Ferienjob hab ich zumindest bisher noch keine 1 200 € verdient.

Zu den Umständen die sich angeblich verbessert haben. Neue Computer hätten sich auch mit deutlich geringeren Studiengebühren problemlos finanzieren lassen. Wenn ich bedenke dass ich mittlerweile 4 000 € Gebühren bezahlt habe müssten mir schon so ca. 10 Rechner im B213 gehören.

Mehr Tutorien sind gut und recht. Leider bleibt mir der Sinn der Hälfte dieser Veranstaltungen verborgen. Denn wenn ich in GRUNDLAGEN der Eletrotechnik ein Tutorium brauche sollte ich mir vielleicht doch eher einen Studiengangwechsel überlegen, sorry.

Alles in allem bin ich klar gegen die Gebühren, obwohls mich nicht mehr lange betrifft. Deutschland war lange Zeit eine führende Nation in Sachen Ingenieurausbildung. Dass diese Ausbildung jetzt nur noch Menschen die aus besseren Verhältnissen kommen zugänglich ist ist für mich ein Schritt in die falsche Richtung.
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Marove
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Re: Studiengebühren in Deutschlan - Was haltet ihr davon?

Beitrag von Marove »

Zitat Wikipedia zum Thema Studiengebühren in Amerika: Diese reichen von etwa 3.000 bis hin zu mehr als 40.000 US-Dollar pro Jahr. Dabei variiert die Qualität der angebotenen Studiengänge zwischen den verschiedenen Einrichtungen ebenfalls stark.

Klar will ich jetzt nicht Amerika als Musterbeispiel nennen. Wir wissen genau dass da nicht immer alles glatt läuft da drüben ;). Bei der Ferienarbeit hab ich auch nicht von 1200 euro gesprochen, sondern von 500 bzw. 542 (ich weiß den genauen Betrag für die Verwaltung nicht). Bei Siemens Amberg verdient man als Ferienjobler am Band knapp 2000 Euro. Das is jetzt schon sehr viel, aber es geht auch anders. Ich muss mir mein Studium auch selbst finanzieren und schaff das auch. Man muss nur mal bedenken, wie schnell man das wieder drin hat. Als Ing. verdient man nicht schlecht und da kann man ruhig mal 4 Jahre etwas zurück stecken. An Der FH-Regensburg war eh schon alles super gut, auch schon vor den Studiengebühren, aber jetzt ham wir neue Maschinen (Alleine die neue Fräs-/Drehmaschine(n)). Schaut euch aber mal die BWLer bei uns an oder die UNI-Leute. Ich war mal in nem "RZ" in der Uni, das starten der Rechner hat ca. gefühlte 12 Stunden gedauert und man konnte wirklich NUR surfen. Naja das war jetzt nur ein Beispiel. Es gibt so vieles, hängt euch nicht an den einem Beispeil auf.

Grüzi
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Tomdibom
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Re: Studiengebühren in Deutschlan - Was haltet ihr davon?

Beitrag von Tomdibom »

Ich bin da auch auf Phil@FHRs Seite.

Wie dumm muss man eigentlich sein, in einem Land ohne Rohstoffreserven, dessen einziges Kapital die Hirne der Bürger und zukünftigen Bürger sind, genau DIESES Kapital zu besteuern. Jahrzehnte lang haben wir die nicht konkurrenzfähige, deutsche Braun- und Steinkohle mit Milliarden subventioniert. Stellt euch mal vor, die hätten damals von den Kumpeln Gebühren für deren Ausbildung verlangt?

Außerdem haben die Studiengebühren in der aktuellen Form nichts mit sozialer Gerechtigkeit zu tun. Kinder von reichen Eltern zahlen die 500 Euro aus der Portokasse. Ich persönlich kenne aber auch ehemalige Kommilitonen, die wegen der Gebühren das Studium haben abbrechen müssen.

Rentner haben im Koalitionsvertrag versprochen bekommen, dass Renten auch bei sinkenden Einnahmen gleich bleiben. Und wir Studenten sollen die verfehlte Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte selber bezahlen? Wir wollen keine Parkettfußböden oder Marmorpissoirs, wir wollen "einfach" eine vernünftige Ausbildung, und für die tun wir ja auch was. Welcher Arbeitnehmer würde denn 50-80 Stunden pro Woche im Schichtbetrieb ohne Nacht- oder Wochenendzuschlag bei rund -100 € im Monat arbeiten?
Phil@FHR
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Re: Studiengebühren in Deutschlan - Was haltet ihr davon?

Beitrag von Phil@FHR »

@Marove
Da hat ja Wikipedia ausnahmsweise mal garnicht so unrecht. Aber wie gesagt, da muss man schon differenzieren. An staatlichen Universitäten in Amerika liegen die Studiengebühren im Schnitt bei 10 000 $ im Jahr, also rund 6 800 €. Zumindest war das so als ich mich über Auslandssemester informiert habe. An Eliteunis wie Yale oder Harvard zahlt man natürlich schon bis zu 40 000 $.

Mich ärgert ja vor allem die Höhe der Gebühren. Ich würd gern mal ne Auflistung bei den BWL'ern und Sozialen sehen für was die Gebühren verwendet werden. Schätze da studieren so ca. 1 000 Leute, ergibt dann ne halbe Millionen Euro die man jedes Semester verbraten kann!

Aber wofür??? In diesen Fakultäten gibts weder Forschungslabore mit Hightech-Maschinen noch sündhaft teure CAx-Software für die Lizenzen beschafft werden müssten...
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N!ghT
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Re: Studiengebühren in Deutschlan - Was haltet ihr davon?

Beitrag von N!ghT »

Geht gar nicht, im Grunde wird nur erreicht, dass die die Geld haben studieren können und finanziell schwächere schauen in die Röhre. 500 Euro sind vielleicht für manchen nicht viel, muss man sich aber auch erstmal erarbeiten...
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Marove
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Re: Studiengebühren in Deutschlan - Was haltet ihr davon?

Beitrag von Marove »

Ich weiß nicht, das Argument mit der "sozial schwachen Schicht" wo jetzt niemand mehr studieren kann, zieht meiner Meinung nach überhaupt nicht. Wenn jemand gut ist, in dem was er tut und studieren will, dann wird er das auch weiterhin können. Schaut euch mal die ganzen Stipendien und Finanzierungsmöglichkeiten an. Was ist mit Bafög? Zudem gibt es auch von viele Banken sehr günstige Bildungskredite. Ich finde ein weiterer positiver Aspekt an den Studiengebühren ist, dass einem ein wenig Feuer unterm Hintern gemacht wird. Ein Kumpel von mir hat sage und schreibe 4 Jahre lang studiert, nur um zu studieren. Er hat ganze 2 Prüfungen gemacht // geschafft. Wenn ich weiß, jedes weitere Semester oder jede Verzögerung kostet mich etwas, dann werd ich mich doch ein wenig sputen und mich hinter mein Studium setzten. Das Geld was man während dem Studium verliert, sei es dadurch, dass ein Sparbuch aufgelöst werden muss oder durch einen Kredit, können im späteren Beruf extrem schnell wieder zurück gezahlt werden.

Grüzi
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Tomdibom
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Re: Studiengebühren in Deutschlan - Was haltet ihr davon?

Beitrag von Tomdibom »

"die ganzen Stipendien und Finanzierungsmöglichkeiten"...so viele sind das nicht. Und die Konditionen sind - gelinde gesagt - schlecht. Bisher gab es zum Beispiel 2% staatliche Stipendien. An US-Unis können das in Extremfällen bis zu 25% sein! Da gibt es dann eine Querfinanzierung Reich-Arm.

Und natürlich werden wir Ingenieure später die...sagen wir 10.000 Euros (Lebenshaltungskosten+Studiengebühren)...schnell wieder refinanziert haben. Aber was ist mit Studiengängen, bei denen es deutlich geringeres Einstiegsgehalt üblich ist, soziale Arbeit z.B. Deswegen sind deren Jobs ja nicht weniger wert. Und dann hab' das "Pech", dass du ein Kind kriegst. Oder ein Elternteil wird zu einem Pflegefall. Oder du hast einen Unfall.

Versuch' mal einer Bank, die dir vorher einen Studienkredit gewährt hat, in dem Fall zu einer Stundung zu überreden!

Das alles soll kein Appell für Faulheit sein, aber die können wir Bachelor uns sowieso nicht mehr leisten, die Zeiten sind rum. Wenn wir nach zwei Semestern keine 30 Credits haben, dann sind wir weg vom Fenster...
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Marove
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Re: Studiengebühren in Deutschlan - Was haltet ihr davon?

Beitrag von Marove »

Tomdibom hat geschrieben:" Und dann hab' das "Pech", dass du ein Kind kriegst. Oder ein Elternteil wird zu einem Pflegefall. Oder du hast einen Unfall.
Du musst schon von dem Normalfall reden. So supersonderausnahmefälle die vielleicht 0,001% der Studenten ereilt, kann man net als Argument bringen ;).
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Tomdibom
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Re: Studiengebühren in Deutschlan - Was haltet ihr davon?

Beitrag von Tomdibom »

Marove hat geschrieben:Du musst schon von dem Normalfall reden. So supersonderausnahmefälle die vielleicht 0,001% der Studenten ereilt, kann man net als Argument bringen ;).
...oder du findest nicht sofort einen Job. Oder Dein Arbeitgeber geht nach einem Jahr pleite. Oder kündigt dir.

Vielleicht seh' das nur ich so, aber ich finde, man sollte nicht verschuldet in die Arbeitswelt starten müssen. Bei unserem "großen Bruder", den USA, ist es nicht unüblich, dass z.B. Medizinstudenten einen Schuldenberg von einer viertel Million anhäufen.

Wenn unsere Regierung schon Milliarden Euro Schulden macht, um maroden Finanzinstituten unter die Arme zu greifen, wieso dann nicht nur ein Fünftel davon mehr Schulden machen und damit die unterstützen, die die Schulden in Zukunft abbauen müssen?
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